Was für ein Tag

Krippenspiel von Frithjof Grabe

handelnde Personen:
Maria, Mutter Jesu
Josef, Mann von Maria
Caspar, Melchior und Balthasar, Weise aus dem Morgenland
Hirtin Hagar
Hirte Ruben
Hirtin Jana
Hirtin Ester
Wirtin
Gaius, Soldat
Spurius, Soldat
Gloria, Engel (nicht gleich zu erkennen)
Marta, Bürgerin

1. Szene:

Ein Straßenzug in Bethlehem.In der Mitte ein Wirtshaus, daneben ein Stall, dessen Türen offen stehen. Er hat ein Vordach. Regengeräusche. Zwei Hirten kommen mit einem Bündel auf den Schultern herein, stellen sich unter das Dach und packen einen kleinen Bauchladen aus. Sie verkaufen Käse, Kekse und ein paar Äpfel. Sie frieren.
Hagar: Es heißt, die ganze Stadt ist voll. Ich sehe gar nichts davon. Keine Mensch ist auf den Straßen. Es ist wie ausgestorben.

Ruben: Kein Wunder bei dem Regen. (zum Publikum) Wollt ihr ein Stück Schafskäse? Ganz frisch! Oder Plätzchen... Naja hätte ich mir ja denken können.

Hagar: Ist doch klar, dass wir nichts verkaufen, an einem Tag wie diesem. Den kann man schon vergessen, bevor er angefangen hat.
Gloria und Marta kommen herein

Gloria: Na, wen haben wir denn da? Hagar, dich habe ich ja schon ewig nicht mehr gesehen. Und Ruben:, schön, dass ihr mal wieder in der Stadt seid. Geht's euch gut?

Hagar: Hallo Gloria. Wie soll es uns gut gehen an einem Regentag wie heute?

Gloria: Ich denke ihr Hirten freut euch über den Regen. Ihr wartet doch schon seit Monaten darauf. Die Weiden sind alle schon ganz braun. Höchste Zeit, dass wieder frisches Gras wächst.

Hagar: Ja schon. Aber doch nicht ausgerechnet heute. Tausend Menschen sind in der Stadt. Das ist die Gelegenheit unseren Käse und Plätzchen zu verkaufen. Und dann regnet es und alle sitzen nur in ihren Zimmern.

Marta: Euch kann man es aber gar nicht recht machen. Lass mal probieren.

Marta nimmt sich ein Stück Käse und probiert es.

Marta: Mmm, lecker. Vom Käse machen versteht ihr was. Was willst du für das kleine Stück?

Ruben: Acht Assarion.

Marta: Acht! Wo soll ich das denn her nehmen? Zwei kannst du haben.

Ruben: Na dann, wenigsten sieben. Ihr Zimmerleute habt doch so viel zu tun. Da musst du doch Geld haben.

Marta: Wer viel Geld verdient muss viele Abgaben zahlen. Da bleibt nicht so viel, dass ich mit dem Geld um mich werfen kann. Mehr als drei sind nicht drin.

Gaius und Spurius kommen missmutig auf die Bühne. Sie belauschen die drei.

Hagar: Unter sechs geb ich dir den Käse nicht.

Marta: Für mehr als vier nehm ich ihn nicht.

Gaius: Du nimmst den Käse nicht und du das Geld nicht. Habt ihr den Befehl des Stadthalters nicht gehört? Heute sind alle Geschäfte geschlossen. Das gilt für die Händler auf dem Markt und auch für kleine Hirten in Ställen. Kapiert?

Marta: Warum denn das? Was ist denn heute Besonderes?

Gaius: Nichts, so viel ich weiß. Ist einfach ein Befehl von Quirinius. Was das für einen Sinn hat, weiß ich nicht. Irgendwas wegen der Volkszählung. Das interessiert mich auch nicht. Befehl ist Befehl.

Gloria: Alles dreht sich nur noch um diese Volkszählung. Das stellt das ganze Land auf den Kopf. Nichts ist mehr so wie es sein sollte.

Gaius: Mecker nicht rum. Wenn ihr euer Passahfest feiert, dann geht hier auch alles drunter und drüber.

Hagar: Aber zum Passahfest können wir wenigstens unsere Plätzchen verkaufen und die geschnitzten Pfeifen.

Gaius: Pfeifen gibt's genug in der Stadt, braucht ihr nicht auch noch zu verkaufen. Heute ist jedenfalls Schluss mit verkaufen. Packt eure Sachen zusammen und geht zu euren Herden.

Hagar: Ungerecht ist das! Immer kriegen es die kleinen Leute ab, die eh kaum genug zum Leben haben. Die Reichen verdienen sich wieder eine goldene Nase an der Volkszählung.

Gloria: So ist es! Und als Ausgleich zahlen die Reichen auch keine Steuern. Die Leben wie im Paradies.

Spurius: Du kannst das ja alles zu Papier bringen. Nennst sie Paradies Papiere und verkaufst sie an die Presse. Aber jetzt nervt nicht mit eurem Geschwätz. Schaut dass ihr Land gewinnt. Euer Gejammer macht Zahnschmerzen.

Hagar: Wir gehen ja schon. Wenn ein Tag erst mal blöd ist, dann ist er blöd.

Gloria: ... man soll den Tag nicht vor dem Abend loben.

Hagar: Keine Angst. Diesen Tag lobe ich nicht... Komm Ruben!

Ruben: Oh, Ester wird schimpfen, wenn wir zurückkommen und nichts verkauft haben.

Hagar und Ruben verlassen die Bühne

Gaius: Ich glaube, sie hat deinen Spruch nicht verstanden.

Gloria: Das glaube ich auch.

Spurius: Was wollt ihr überhaupt hier? Habt ihr kein Zuhause?

Gloria: Doch, doch. Ich wollte eine Mitteilung machen...

Spurius: Dann mach deine Mitteilung und verschwinde. Gab es irgendwo Ärger?

Gloria: Nein, nein, im Gegenteil.

Gaius: Dann interessiert es uns nicht. Geh heim.

Gloria: Die Nachricht ist ja auch nicht nur für euch. Eher für alle Menschen. Aber es ist sowieso noch zu früh.

Spurius: Was heißt zu früh? Je früher eine Meldung kommt desto besser.

Gloria: Was ich melden möchte, ist noch gar nicht geschehen.

Spurius: Was führst du im Schilde? Oder weißt du irgendetwas, das wir auch wissen sollten...

Gaius: Spurius, lass. (zu Gloria) Spar dir dein Gerede. Geh heim.

Gloria: Wollt ihr nicht... Naja, egal.

Gloria und Marta verlassen die Bühne. Gaius und Spurius suchen sich einen gemütlichen Platz im Stall.

Gaius: Oh je, ist das nervig heute. Ein blöder Tag. Ich hätte mich besser krank gemeldet. Die ganze Zeit Dienst schieben, nur meckernde Leute. Die Klagen wegen der Zählung. Immer sind wir Römer die Bösen. Und dann das Gejammer der Armen...

SpurIus: Aber sie haben ja eigentlich recht, Gaius. Die Armen werden rum gescheucht und die Reichen machen sich einen faulen Lenz. Uns geht's ja auch nicht anders. Den ganzen Tag müssen wir Streife laufen. Für was, frag ich dich? Weil sich die feinen Herren wieder was ausgedacht haben. Und wir müssen dafür sorgen, dass es eingehalten wird.

Gaius: Und dann regnet es auch noch... Wir bleiben einfach hier im Trockenen. Ist eh niemand unterwegs. Das merkt also niemand. Was hältst du von dieser Idee, Spurius?

Spurius: Die könnte von mir sein, Gaius.

Gaius und Spurius lehnen sich bequem zurück und schließen die Augen.

2. Szene:

Caspar, Melchior und Balthasar erscheinen. Missmutig sehen sie sich um. Sie sind voll bepackt.

Caspar: Toll gemacht, Melchior. Jetzt stehen wir hier und wissen nicht weiter.

Melchior: Kann ich doch nicht ahnen, dass uns der Stern hier her führt und sich dann einfach versteckt.

Balthasar: Wieso regnet es eigentlich? Ist das hier immer so? Ich hab gar keinen Schirm dabei.

Caspar: Wirklich toll. Du kannst die Geburt eines Königs aus den Sternen lesen. Aber beim Wetter von Morgen versagst du völlig.

Melchior: Das Wetter steht nicht in den Sternen. Das kann man nicht vorhersagen. Dafür gibt's die Bauernregeln. Mit denen kenne ich mich aber nicht aus.

Balthasar: Ich frag mal hier im Wirtshaus, ob wir hier unterkommen können.

Balthasar klopft am Wirtshaus.

Caspar: Wenn der Stern heute verschwindet, dann war alles umsonst. Wir hätten uns doch mehr beeilen sollen.

Melchior: Caspar:, der verschwindet nicht so schnell. Außerdem müssten wir schon beinahe da sein.

Die Tür des Wirtshauses geht auf. Die Wirtin steht vor den Weisen.

Wirtin: Was wollt ihr? Ich sag' s gleich ich hab keinen Platz im Haus. Es ist alles brechend voll.

Balthasar: Wir wollen uns nur ein wenig aufwärmen und trocknen.

Wirtin: Alles voll. Außerdem müsstet ihr bei mir schon was essen und trinken.

Melchior: Sehr gute Idee. Wir gönnen uns jetzt erst mal ein leckeres Mittagessen.

Wirtin: Könnt ihr zahlen?

Melchior: Natürlich, was ist denn das für eine Frage? Sehen wir so aus, als ob wir kein Geld hätten?

Caspar: Nein, das darf nicht sein.

Melchior: Was ist denn?

Caspar: Melchior, wir haben ein Problem. Wir können tatsächlich nicht zahlen. Auch wenn wir nicht so aussehen. Ich hab meinen Rucksack verloren..

Balthasar: Das ist jetzt nicht wahr, oder?

Caspar: Das muss vorhin in der Hektik vor dem Stadttor passiert sein. Wir müssen zurück und ihn suchen.

Balthasar: Das wird wohl keinen Sinn haben. Der Rucksack ist längst weg. Geklaut! Oh herrje.

Wirtin: Na, dann wird wohl nichts aus dem Mittagessen. Aber wenn ihr mal ins Trockene wollt, könnt ihr nebenan in meinen Stall gehen. Aber macht nichts kaputt.

Die Wirtin knallt die Tür wieder zu. Caspar, Melchior und Balthasar drücken sich in den Stall.

Melchior: In deinem Rucksack war auch die Myrre drin, oder?

Caspar: Ja, war sie. Das darf doch nicht wahr sein.

Melchior: Jetzt hast du kein Geschenk mehr für den König.

Caspar: Oh, ist das peinlich. Balthasar, kannst du mir von deinem Weihrauch was abgeben?

Balthasar: Nee! Wie sieht das denn aus, wenn ich da nur mit so einem kleinen Probierpäckchen aufkreuze. Ich bin doch kein Drogeriemarkt. Pass du besser auf deine Sachen auf.

Sie bemerken die Soldaten

Melchior: Oh, Verzeihung. Wir wollten nicht stören.

Gaius: Dafür ist es zu spät. Ihr habt bereits gestört. Nirgends hat man seine Ruhe. Was wollt ihr hier?

Balthasar: Wir suchen ein trockenes Plätzchen für unsere Pause.

Spurius: Plätzchen haben wir hier nicht. Da hättet ihr früher kommen müssen. Diese Hirtin hatte Plätzchen. Aber heute ist der Markt eh geschlossen.

Gloria und Marta erscheinen am Eingang zum Stall.

Balthasar: Das haben wir schon bemerkt. Ist heute ein Feiertag? Vielleicht anlässlich der Geburt des neuen Königs?

Gaius: Nein, es ist Volkszählung. Wie kommt ihr denn auf die Idee, dass es hier einen neuen König gibt?

Caspar: Diese Idee haben wir von den Sternen. Die haben uns gezeigt, dass hier ein neuer König auf die Erde kommt. Ihn wollen wir begrüßen.

Gaius: Aber sicher nicht hier in Bethlehem. Den König findet ihr in Jerusalem. Ist nicht weit von hier.

Caspar: Ich wusste es, wir sind falsch. Hätte mich ja gewundert, wenn an einem Tag wie diesem irgendetwas klappt. Ich bin froh, wenn der Tag rum ist.

Marta: Oh nicht doch. Urteilt erst, wenn ihr den ganzen Tag erlebt habt. Dieser Tag hat noch eine große Überraschung für uns alle bereit.

Spurius: Die schon wieder.

Caspar: Noch eine Überraschung? Oh nein, bitte nicht. Von Überraschungen habe ich heute genug.

Balthasar: Caspar:, Melchior:, kommt wir gehen nach Jerusalem. Bringen wir es hinter uns.

Gloria: Oh nein, so bleibt doch hier.

Gaius: Willst du jetzt deine Meldung machen?

Gloria: Nein, es ist immer noch nicht die richtige Zeit dafür.

Caspar: Aber ich möchte eine Meldung machen: Ich habe meinen Rucksack vor dem Stadttor verloren. Habt ihr hier ein Fundbüro?

Spurius: Hat geschlossen. Volkszählung. Aber der Rucksack ist eh weg. Den gibt keiner ab. Es gibt hier so viel Gesindel. War was wertvolles drinnen?

Caspar: Ein bisschen Geld.

Gaius: Dann ist er längst geklaut. Vergiss es. Auf so etwas lauern die Diebe. Handgepäck darf man nie unbeaufsichtigt stehen lassen.

Spurius: Und rauchen dürft ihr nur innerhalb der gelben Markierungen.

Balthasar: Was?

Spurius: Ich sag's nur. Wegen des Weihrauchs.

Balthasar: Das wollen wir nicht rauchen! Das braucht man für Heilsalben.

Melchior: Auf, wir gehen.

Caspar, Melchior und Balthasar gehen, wobei sie sich mit ihren Umhängen vor dem Regen schützen.

Gaius: Komische Käuze. Sie suchen einen neuen König. Wenn der Herodes seinen Thron verliert, fress ich einen Besen.

Spurius: Vorsicht mit deinen Versprechungen. Du bist noch drei Besen schuldig.

Marta: Es ist nicht ein König von dieser Welt.

Gaius: Sondern? Von welcher Welt den sonst?

Spurius: Heute sind nur Verrückte unterwegs. Klar, bei dem Wetter.

Marta: Nein, ich bin nicht verrückt. Wartet einfach ab, ihr werdet sehen, was ich meine.

Gaius: Willst du jetzt deine Meldung machen?

Gloria: Nein, noch nicht.

Gaius: Wenn ich dich dann bitten dürfte, uns in Ruhe zu lassen. Wir möchten ein bisschen schla.... Wir möchten hier unseren Dienst tun.

Gloria: Natürlich, tut mir leid.

Gloria und Marta treten ab. Gaius und Spurius setzen sich wieder gemütlich hin und schlafen.

3. Szene:

Maria: und Josef: kommen vor das Wirtshaus. Josef ist voll bepackt mit Taschen und Rucksäcken. Er hält einen groben Schirm über Maria, damit sie nicht nass wird.

Josef: Praktisch das Teil, gell? Wenn ich die in Massen baue, lassen die sich sicher gut verkaufen.

Maria: Ja, Josef. Ich bin froh, nicht auch noch nass zu werden. Aber so selten wie es hier regnet, bleibst du auf deinen Dingern eher sitzen. Bau lieber Häuser, wie andere Zimmerleute auch.

Josef: Wer weiß, wie hier das Wetter in Zukunft wird. Der Klimawandel kommt, weißt du...

Maria: Ja, Josef. Ich weiß.

Josef: Eines Tages - du wirst sehen - werden wir mit einer Kutsche nach Bethlehem reisen. Und während draußen der Regen auf das Kutschendach trommelt, genießen wir während der Fahrt einen Becher köstlichen Wein..

Maria: Ja, Josef. Bestimmt. Aber jetzt bin ich einfach froh, endlich da zu sein. Lass uns einen Platz suchen um auszuruhen. Und dann ziehe los und suche nach einer Hebamme.

Josef: Hier halte den Schirm kurz mal. Dann kann ich klopfen.

Maria: Lass mal Josef. Ich klopfe selber.

Maria klopft an die Tür des Wirtshauses

Josef: Und wenn ich die Hebamme gefunden habe, dann suche ich gleich nach einem Zimmermann. Von dem leihe ich Werkzeug und ein wenig Holz und baue ein kleines Reisebett für das Kind. Ich weiß schon genau, wie ich das mache. Wir werden es zusammenklappen können. Dann können wir es ganz leicht auf der Schulter tragen und auf die Reise mitnehmen.

Maria: Ja, Josef:. Ein Bett für das Kind wäre schön. Aber das mit dem Zusammenklappen funktioniert doch schon bei dem Schirm nicht. So etwas geht einfach nicht. Glaub´s mir. Sonst hätte das längst jemand erfunden.

Die Wirtin kommt aus der Tür.

Wirtin: Was ist denn jetzt schon wieder? Hey Leute, dieser Tag macht mich fertig. Was wollt ihr?

Josef: Ein Bett für Maria und mich. Für das Kind brauchen wir kein Bett. Das baue ich selber.

Wirtin: Könnt ihr überhaupt zahlen? Oder hat man euch auch den Rucksack geklaut, so dass ihr jetzt ohne Geld dasteht.

Josef: Natürlich nicht. Wir haben niemals Geld gehabt, das man uns klauen könnte.

Wirtin: Hab ich mir gedacht.

Maria: Doch, doch. So viel, dass es für eine Nacht reicht, haben wir schon.

Wirtin: Ja, dann ist ja gut. Aber nein, geht nicht. Das Haus ist voll. Ich hab kein Bett für euch. Ihr werdet auch in ganz Bethlehem keines finden. Zieht weiter nach Jerusalem. Dort hab ihr vielleicht mehr Glück.

Josef: Meine Vorfahren kommen aber aus Bethlehem. Also müssen wir hier her. Wir sollen uns in irgendwelche Listen eintragen.

Wirtin: Ja ich weiß. Deswegen sind die meisten hier. Drum ist die Stadt so voll. Und meine Herberge auch. Außerdem ist heute kein Markt und es regnet. Keiner meiner Gäste setzt einen Fuß vor die Tür. Sie hocken nur an den Tischen und saufen Wein. Und weil es so voll ist, streiten sie dauernd. Drei Bänke sind schon zu Bruch gegangen. Aber kein Soldat weit und breit, der hier für Ordnung sorgen könnte. Dieser Tag nervt mich so.

Josef: Ich bin Zimmermann. Ich könnte die Bänke reparieren. Im Gegenzug lässt du uns übernachten. Das ganze ist dann steuerfrei. Deal?

Wirtin: Das ist hier keine Steueroase. Außerdem: wirklich, ich hab keinen Platz für euch.

Maria: Aber sehen sie, ich brauche dringend eine Herberge. Das Kind kann jederzeit kommen.

Josef: Und ich hab noch kein Bett für das Kind. Das muss ich noch bauen. Es eilt also ein bisschen.

Wirtin: Ich kann nichts machen. Tut mir wirklich leid, ich hab kein Platz für euch. Ich kann nicht einfach jemand anderes vor die Tür setzen. Aber wenn ihr euch aufwärmen und trocknen wollt, könnt ihr meinetwegen in den Stall da gehen. Da sind aber noch andere drinnen.

Josef: Trocken ist Maria, dank meiner neuen Erfindung.

Maria: Trotzdem vielen Dank. Dort können wir uns zumindest ein bisschen ausruhen.

Die Wirtin verschwindet wieder im Wirtshaus.

4. Szene:

Maria und Josef schleichen zum Stall. Sie öffnen die Stalltür und gehen hinein.

Josef: Hat die Wirtin: nicht gesagt, dass schon andere Leute hier drinnen sind? Sie hat gelogen. Hier ist niemand.

Gaius fährt hoch

Gaius: Ja, bin ich niemand? Was ist denn eigentlich los mit diesem Stall? Dauernd gehen hier die Leute ein und aus. Man hat hier einfach keine Ruhe.

Maria: Was machen sie denn hier?

Gaius: Ich verrichte meinen Wachdienst.

Josef: Aber sie schlafen doch. Da kann man nicht von Wachdienst reden.

Gaius: Ich mache hier meine Pause.

Spurius: (rappeLT sich hoch) Schrei doch nicht so rum, Gaius. Wisst ihr was heute los ist in der Stadt?

Maria: sieht sich suchen um Äh, nichts. Die Straßen sind wie ausgestorben.

Spurius: Genau. Kein Markt, keine Feiern einfach nichts. Es ist tot langweilig. Und wir soll an so einem Tag Streife laufen. Das ist die Höchststrafe. Und dann regnet es auch noch. Ich bin so froh, wenn morgen die Steuerlisten fertig gemacht werden.

Josef: Aber jetzt hat die Wirtin: uns in diesen Stall geschickt. Wir wollen uns hier ausruhen.

Maria: Und wenn es so weiter geht, bringen wir hier auch das Kind auf die Welt.

Josef: Und ich muss noch ein Bett bauen. Wo bekomme ich Holz hier in Bethlehem?

Gaius: Heute bekommt ihr in Bethlehem kein Holz. Nirgends.

Josef: Dann nehme ich einfach diese Bretter hier.

Maria verzieht das Gesicht vor Schmerz und reibt sich den Bauch.

Maria: Es zieht schon wieder. Lange wird es nicht mehr dauern.

Spurius: Gaius, warst du schon mal dabei, wenn ein Kind auf die Welt kommt.

Was macht man denn in so einer Situation?

Gaius: Man verzieht sich glaube ich rechtzeitig und schließt die Tür hinter sich.

Spurius: Ah ja. Dann machen wir das jetzt.

Gaius und Spurius gehen aus dem Stall und bleiben davor unschlüssig stehen.

Josef: Tür zu!

Gaius: Ja, mach ich.

Gaius schließt die Tür des Stalls. Er und Spurius bleiben missmutig vor dem Stall stehen. Es sieht so aus, als ob sie den Eingang des Stalls bewachen.

Gaius: Beim Belenus. Wenn so einen Tag der Kuckuck gesehen hat.

5. Szene:

Es wird Abend. Die Lichter werden dunkler. Caspar, Melchior und Balthasar kommen zurück.

Melchior: Ich hab mir das irgendwie anders vorgestellt.

Balthasar: Ich mir auch. Das kommt davon, wenn man den Sternen traut. Kein König kommt hier weit und breit auf die Welt. Und jetzt dürfen wir auch noch den Boten für Herodes spielen.

Melchior: Die Sterne waren eindeutig, Balthasar. Ich muss nur irgend eine winzige Kleinigkeit übersehen haben. Aber ich habe keine Ahnung was. So ein Mist.

Caspar: Und mein Geld ist auch weg.

Balthasar: Und eine Herberge haben wir auch nicht.

Melchior: Das ist ja wohl nicht so schlimm. Auf dem Weg hier her haben wir ein Dutzend mal unter freiem Himmel geschlafen.

Balthasar: Da hat´s auch nicht geregnet. Na, dann gehen wir eben wieder in den Stall. Und morgen suchen wir weiter.

Die drei Weisen wollen in den Stall gehen.

Gaius: Halt, was wollt ihr hier?

Melchior: Wir wollen wieder in den Stall. Wir brauchen ein Dach über dem Kopf für heute Nacht.

Gaius: Geht nicht. Hier wird heute ein Bett gebaut.

Caspar: Ausgerechnet heute? Ich denke es darf nicht gearbeitet werden.

Spurius: Ja, heute. Befehl von ganz oben.

Balthasar: Wir sind Weise aus dem Morgenland. Die darf man nicht einfach auf der Straße stehen lassen.

Gaius: Da können wir doch nichts dafür. Offensichtlich seit ihr nicht weise genug, an einem verregneten Tag nicht nach Bethlehem zu kommen.

Melchior: Dann stellen wir uns hier unter und warten, bis es aufhört.

Gaius: Das könnt ihr machen. Bitte sehr.

Melchior: Danke.

Die drei drücken sich unter das Vordach und warten nun mit Gaius und Spurius zusammen.

6. Szene:

Die Hirten kommen mit Ester: und Jana: kommen zurück. Hagar sieht die Gruppe vor dem Stall und zuckt zurück.

Hagar: Oh nein, die Soldaten stehen hier immer noch. Die haben sicher geahnt, dass wir zurückkommen.

Ester: Die Wirtin erlaubt dir sowieso nicht, in ihrem Stall einen Schwarzmarkt aufzubauen. Es war ein dumme Idee wieder hier her zu kommen. Komm, wir gehen lieber, bevor es Ärger gibt.

Hagar: Wohin willst du gehen? Wieder auf´s Feld zu den Schafen? Ich hab keine Lust mehr im Regen zu stehen.

Jana: Ich auch nicht.

Ruben: Ich bin schon ganz nass.

Ester: Hier haben wir jedenfalls nichts verloren.

Hagar: Wir stellen uns im Stall unter. Da ist es wenigstens trocken. Dürfen wir da mal rein?

Melchior: Geht nicht, hier wird ein Bett gebaut. Von ganz oben.

Hagar: Ach, das ist ja wieder typisch. Ihr baut da drinnen ein Bett. Unsereins darf heute keinen Finger rühren.

Jana: Die Reichen dürfen wieder alles. Sogar arbeiten. Wie immer.

Caspar: Nein, das stimmt nicht. Du siehst doch, wir dürfen hier auch nicht rein, obwohl wir reich sind.

Balthasar: Obwohl wir reich wären, musst du sagen. Wenn er seinen Rucksack nicht verloren hätte.

Ester: Wer seid ihr überhaupt?

Caspar: Wir sind Weise aus dem Morgenland, die den König suchen. Wer seid ihr?

Spurius: Das ist die mit dem Plätzchen.

Melchior: Na, dann stellt euch zu uns und wartet mit auf das Ende.

Hagar: Ich weiß nicht. Wir sind einfache Hirten.

Balthasar: Und wir sind einfache Weise.

Gaius: Und wir sind einfache Soldaten.

Spurius: Also, ich nicht.

Balthasar: Na los, wir beißen nicht.

Die Hirten stellen sich dazu. Gloria: und seine Begleiterin Marta: erscheinen.

Balthasar: Was ist das für ein trauriger Tag. Alles geht schief, alles ist doof.

Alle anderen: ja, so ist es.

Gaius: ....und so langweilig

Alle anderen: ja, so ist es.

Hagar: Das ist so ein öder Tag, den man morgen bereits vergessen hat.

Alle anderen: ja, so ist es.

Spurius: Der schon wieder. Jetzt meckert er euch gleich wieder an, dass ihr nicht so schlecht über diesen Tag reden sollt.

Gloria: Stimmt! Ihr irrt euch. Das ist ein Tag, an den man auch noch in 2000 Jahren denken wird.

Gaius: Hast du jetzt eine Mitteilung zu machen?

Gloria: Ja: fürchtet euch nicht. Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird.

Gaius: Uns Römern auch?

Marta: Ja, allen! Denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids.

Melchior: Das ist hier. Richtig?

Gaius: Gut, ich werde die Meldung weitergeben. Wir werden sehen, was wir tun können.

Ester: Meinst du den Messias, unseren Retter? Wo finden wir den denn?

Marta: Das habt zum Zeichen: ihr werdet finden das Kind in Windeln gewickelt und in einer Krippe liegen. Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens.

Gloria und Marta verschwinden wieder.

Hagar: Es wird wahr, auf was wir all die Jahre gewartet haben.

Caspar: Und der Messias ist genau der himmlische König, den wir suchen. Wir sind doch am richtigen Ort. Ich wusste es!

Balthasar: Ach ja? Dann sag uns mal wo wir jetzt hin müssen. Sollen wir jetzt von Haus zu Haus gehen und fragen, ob sie ein Neugeborenes haben?

Melchior: Kannst du uns da nicht helfen? Ihr Römer bekommt doch alles mit, das in der Stadt passiert.

Gaius: Ich habe keine Ahnung. Um Neugeborene kümmern wir uns normalerweise nicht. Aber wenigstens haben wir jetzt ein Meldung zum weitergeben.

Spurius: Das willst du weitergeben?

Gaius: Dann haben wir wenigstens was für unseren Bericht.

Spurius: Was soll denn das für eine Meldung sein? Dafür gibt's noch nicht mal ein Aktenzeichen.

Ester: Und jetzt?

Alle stehen etwas ratlos und starren ins Leere.

Spurius: Es hat aufgehört zu regnen.

Keiner reagiert. Die Wirtin kommt aus dem Gasthaus mit einer Laterne in der Hand.

Wirtin: Lasst mich mal durch. Ich will den beiden eine Lampe bringen. Wenn sie nicht schon zu dritt sind.

Hirten, Weise und Gaius rücken zur Seite. Die Wirtin öffnet den Stall.

Maria und Josef stehen hinter einer Krippe, in der das in Windeln gewickelte Kind liegt.

Hagar: Das ist er, der Messias. Es ist alles so, wie Gloria gesagt hat. Das Kind ist in Windeln gewickelt und liegt in einer Krippe.

Josef: Ja, es tut mir leid. Für ein Bett haben die Bretter nicht gereicht.

Melchior: Das ist er, der König. Wir sind am Ziel. Gott sei gepriesen.

Balthasar: Los, packt mal die Geschenke aus.

Caspar: Kann ich nicht, ich hab doch den Rucksack verloren.

Caspar sieht den Rucksack auf dem Rücken von Ester.

Caspar: He, das ist doch meiner! Wie kommst du an meinen Rucksack?

Ester: Der? Den hab ich vor dem Tor gefunden. Ich hab nichts raus genommen.

Ester gibt Caspar den Rucksack.

Caspar: Ja, sie ist noch da. Die Myrre.

Die drei Weisen legen ihre Geschenke vor das Kind.

Hagar: Ich habe auch etwas. Die Plätzchen. Die konnte ich nicht verkaufen. Jetzt hab ich sie für etwas viel Wertvolleres.

Maria: Ihr seid gekommen, um unser Kind auf der Welt zu begrüßen? Ich danke euch. Das tut so gut, in einer so dunklen Nacht.

Balthasar: Welch ein Glück sich hier im Stall befindet. Dass Gott den Messias ausgerechnet an einem solch lausigen Tag auf die Welt schickt.

Melchior: Aber das ist doch klar. Das einzige das an diesem Tag zählt, ist dieses Wunder hier im Stall. Es macht aus diesem armseligen Tag, den schönsten Tag aller Zeiten.

Gaius: Und, was sollen wir jetzt in unseren Bericht schreiben?

Spurius: Ganz einfach: Wunder im Stall trotz Regen.

Gaius: Ja, das passt.


Wenn Sie das Krippenspiel aufführen möchten

Gerne dürfen Sie das Krippenspiel in Ihrer Gemeinde oder Schule aufführen. Bedingung hierfür ist, dass Sie mich vorher über die Aufführung informieren mit Angabe des Orts, des Zeitpunkts und des Veranstalters.

Diese Angabendarf ich zu Informtions- und Werbezwecken verwenden.

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